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Mutterschaft und Sport

Am 14. Mai war Muttertag - auch wenn jeder Mensch der Kinder hat, weiß, dass Elternschaft 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche und 24 Stunden am Tag stattfindet.


Martina Voss-Tecklenburg 1997 mit ihrer damals vierjährigen Tochter Dina. Ihr sportliches Comeback schaffte die Fußballerin bereits fünf Wochen nach der Geburt. Oft hat sie ihre Tochter auf dem Weg zum Spiel noch schnell rechts an der Autobahn gefüttert.

(Credit: dpa)



Dass Mutter-Sein und eine erfolgreiche Sportkarriere sich nicht widersprechen, beweisen neben Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg auch etliche Athletinnen. Zum Beispiel Tennisspielerin Tatjana Maria, Rennrodlerin Dajana Eitberger, Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl. Aber bei vielen Sportlerinnen schwingt beim Thema Mutterschaft und Leistungssport auch Unsicherheit mit.


Kürzlich haben wir berichtet, dass die isländische Fußballspielerin Sara Björk Gunnarsdottir ihren Verein verklagen musste, da sie während ihrer Schwangerschaft nicht ihr volles Gehalt erhielt.

(Credit: Puma)



Auch hierzulande muss das Thema Mutterschaft im Profifußball endlich mehr Beachtung finden. "Wenn man schwanger ist, behandeln einen Verbände immer noch, als sei man krank”, sagt Marion Sulprizio von der Sporthochschule Köln. Ende 2018 wollte der Ausrüster der US-Sprinterin Allyson Felix wegen ihrer Schwangerschaft 70 Prozent weniger Geld zahlen. Die sechsfache Olympiasiegerin trennte sich daraufhin von ihrem Sponsor und lief in Tokio zu Olympia-Bronze. In den Schuhen ihrer eigens gegründeten Firma.


Der französischen Seglerin Clarisse Crémer, die im November 2022 Mutter wurde, hat ihr Sponsor „Banque Populaire“ gekündigt. Mitten in den Vorbereitungen zur „Vendée Globe 2024”. Man traue Crémer als Mutter die Qualifikation für die Regatta um die Welt nicht mehr zu, hieß es.


Eine der besten Basketballspielerinnen Europas, die Französin Isabelle Yacoubou schildert in ihrem Buch Géante die Schwierigkeiten, nach der Geburt eines Kindes wieder in den Leistungssport einzusteigen. „Mit Männern sprechen wir nicht darüber. Die sind Väter, aber ihre Frauen kümmern sich um alles”, sagt Yacoubou. “Aber bei den Frauen wird ihr Status sofort in Frage gestellt.” Leicht wird es Müttern also nicht gemacht.



Die deutsche Nationaltorhüterin Almuth Schult legte 2020 wegen der Geburt ihrer Zwillinge eine Babypause ein.

(Credit: DFB)



Seither haben die Zwillinge ihre Mutter oft zur Arbeit begleitet. Bei der EURO im vergangenen Jahr wohnten Kinder und Mann von Almuth Schult mit im Mannschaftsquartier. Im August erwartet Almuth Schult erneut Nachwuchs. Die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland wird ohne sie stattfinden. Wie es sportlich für sie weitergeht, weiß Schult noch nicht. "Ich hatte mich eigentlich schon im Dezember mit einem Club geeinigt, bin dann aber offen damit umgegangen, dass ich schwanger bin, und wir waren uns dann darüber einig, dass wir den Vertrag jetzt nicht unterschreiben", sagte Schult der Funke Mediengruppe. "Ich denke nicht, dass mich ein Verein unter Vertrag nimmt, solange ich noch nicht wieder spielen kann."


Rechtlich ist die Lage für Mütter im Spitzensport nicht eindeutig geregelt. Seit rund zwei Jahren steht Profi-Fußballerinnen zwar weltweit ein bezahlter Mutterschutz zu, der DFB verweist aber in erster Linie auf den staatlichen Mutterschutz. Demnach stehen Frauen nur Mutterschutz und Elternzeit zu, wenn sie Arbeitnehmerinnen sind. Sprich einen Vertrag mit einem Verein haben. Spielerinnen ohne Vertrag - wie Almuth Schult - nützt das natürlich nichts. "Es ist immer noch so, dass der Sport nicht darauf vorbereitet ist, sondern, dass die Mütter darum kämpfen, dass es Normalität wird und sie ihre Rechte erstreiten müssen", so Schult.


Und selbst wenn der Mutterschutz geregelt ist, Fußballspielerinnen mit Kindern setzen ihre Karrieren selten auf hohem Niveau fort. 2017 hat die Gewerkschaft Fifpro veröffentlicht, dass fast die Hälfte aller Spielerinnen ihre Karriere für einen Kinderwunsch beendet. Nur etwa zwei Prozent seien Mütter. Das liege laut Spielergewerkschaft VDV an der geringen Ertragssituation im Fußball mit Frauen.

"Ziel muss es daher sein, diesen Bereich weiter zu professionalisieren und besser zu vermarkten, damit höhere Einnahmen erzielt und bessere Gehälter gezahlt werden können”, so VDV-Chef Ulf Baranowsky. “Das würde den Beruf für Mütter sicherlich attraktiver machen." (dpa) Nationaltorhüterin Almuth Schult wartet unterdessen auf den Tag, an dem auch mal ein männlicher Bundesligaspieler Elternzeit nimmt…


Mehr Fragen und Antworten rund um Mutterschaft und Sport gibt es hier.

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