Saisonrückblick 2024/2025 - “Die Art und Weise, wie das Team im Winter auf Veränderungen reagiert hat, war beeindruckend”
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Am Ende steht der Titel in der Regionalliga Nordost mit dem direkten Aufstieg in die 2. Bundesliga, dazu mit dem Berliner Pokalsieg das Double auf unserem Konto.

Zum Abschluss dieser außergewöhnlichen Saison lässt sie unsere Sportliche Leiterin, Catharina Schimpf, Revue passieren. Im Interview blickt sie auf entscheidende Momente zurück, erzählt, was diesen Aufstieg möglich gemacht hat und gibt einen Ausblick auf die nächsten Schritte und neuen Herausforderungen in Richtung 2. Bundesliga.
Die Saison 2024/2025 ist vorbei. Wie blickst du auf sie zurück?
Wir alle hatten uns für diese Saison viel vorgenommen mit einem ganz klaren Ziel: den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Dass wir dieses Ziel am Ende erreicht haben, macht uns natürlich überglücklich und unglaublich stolz. Es ist ein riesiger Erfolg für das gesamte Team und den Club.
Aber zur Wahrheit gehört auch, dass dieses Ergebnis über den Verlauf der Saison nicht durchgängig so deutlich oder selbstverständlich war. Gerade in der Hinrunde war es ein enges Rennen mit starken Konkurrentinnen wie Hertha BSC und RB Leipzig II. Die 0:3-Niederlage im direkten Duell mit Hertha war für uns definitiv ein Rückschlag – ab diesem Moment waren wir in der Rolle der Verfolgerinnen. Wir haben auf Platz 2 überwintert und standen dort auch noch bis zum 14. Spieltag.
Hinzu kam eine herausfordernde Phase inklusive eines Trainerwechsels rund um den Jahreswechsel. Solche Veränderungen sorgen immer für eine gewisse Verunsicherung. Doch unser Team hat diese Herausforderung mit einer beeindruckenden Geschlossenheit und großem Zusammenhalt angenommen und gemeistert. Wir kamen sehr stark aus der Winter-Vorbereitung zurück.
Am Ende stehen wir jetzt mit zehn Punkten Vorsprung und 20 Siegen aus 22 Spielen auf Platz 1 – Ein souveräner Meistertitel und natürlich on top auch noch der Pokalsieg. Das war definitiv eine Saison, die man so schnell nicht vergisst.

Gab es einen Schlüsselmoment, in dem du gespürt hast: „Jetzt packen wir das mit der Meisterschaft und dem Aufstieg wirklich“?
Nur einen einzelnen Moment herauszupicken, ist fast unmöglich. Die gesamte Wintervorbereitung war definitiv ein entscheidender Schlüssel. Trotz der Veränderung auf der Trainerposition und nicht optimaler Wetter- und Platzverhältnisse war die Stimmung im Team extrem positiv. Zu diesem Zeitpunkt war uns allen klar: Wir haben es in der Rückrunde komplett selbst in der Hand.
Im Trainingslager auf Malta war dann eine hohe Intensität und starke Lernbereitschaft spürbar. Zu sehen, wie schnell das Team und unser neuer Trainer Miren Ćatović zueinandergefunden haben, hat uns großes Vertrauen für den weiteren Weg gegeben. Die erfolgreichen Testspiele gegen Erst- und Zweitligisten haben uns zusätzlich Selbstvertrauen und Aufwind für den Rückrundenstart verschafft.
In der Liga kamen wir dann in der Rückrunde schnell in einen Flow. Man hat gespürt: Wir sind auf Kurs. Gerade in dieser Phase war das nach Rückstand gedrehte Pokalhalbfinale gegen Hertha BSC ein weiteres Zeichen unserer Stärke. Ein weiterer wichtiger Moment war dann im April das Spitzenspiel gegen RB Leipzig II: Unser 3:1-Auswärtssieg in einer Partie, auf die viele Augen gerichtet waren. Ab da konnten wir uns ein echtes Punktepolster erarbeiten und die Tabellenführung mit weiteren Siegen befreit über die Ziellinie bringen.
Wie hast du die Entwicklung des Teams und einzelner Spielerinnen in dieser Saison erlebt?
Unser Kader war von Beginn an stark besetzt. Die Neuzugänge haben sich im Sommer sehr schnell eingefügt und Verantwortung übernommen. Schon im frühen Saisonverlauf war zu erkennen, welches Potenzial in diesem Team steckt. Ein Beispiel dafür war der Auftritt im DFB-Pokal gegen die Bundesligistinnen von Turbine Potsdam im September.
In der Rückrunde der Saison ist es und gelungen, in vielen Spielen mehr Dominanz, Konstanz und Souveränität auf den Platz zu bringen. Das Team trat spielerisch viel mutiger, strukturierter und reifer auf. Sichtbar wurde das dann zum Beispiel auch in der verbesserten Effizienz im Torabschluss. Mit 105 geschossenen Toren stellen wir die beste Offensive der Liga, mit nur 10 Gegentoren zugleich auch die beste Defensive.
Ein zentraler Faktor für diese Leistungssteigerung in der zweiten Saisonhälfte war die Anpassung der Trainingsinhalte und -schwerpunkte durch das Trainer*innenteam rund um Miren Ćatović. Parallel dazu gab es im athletischen Bereich individuelle Fortschritte, viele Spielerinnen haben hier große Schritte gemacht.

Mit dem Meistertitel geht’s zur neuen Saison hoch in die 2. Bundesliga. Was verändert sich dadurch – sportlich und organisatorisch?
Der Aufstieg bedeutet vor allem: Wir spielen ab sofort auf nationaler Ebene. Die Auswärtsspiele führen uns nun quer durch Deutschland, zum Beispiel nach Ingolstadt, Bochum oder zu Bayern München II. Das bringt organisatorisch eine ganz neue Dimension mit sich – längere Anreisen, Übernachtungen und ein deutlich größerer logistischer Aufwand. Darauf müssen sich unsere Spielerinnen erst einmal einstellen. Mental und physisch wird die Belastung eine andere sein.
Sportlich erwartet uns ein klar höheres Niveau. Der Wettbewerb in der 2. Bundesliga ist deutlich ausgeglichener, die Qualität der Teams insgesamt höher. Vor allem die Spielintensität und das allgemeine Tempo werden spürbar zunehmen.
Unser Anspruch ist es, uns schnell in der Liga zurechtzufinden und direkt eine gute Rolle zu spielen.
Welche Weichen gilt es dafür in den kommenden Wochen zu stellen?
Eine neue Saison und insbesondere der Aufstieg in eine höhere Liga bringt zwangsläufig Veränderungen mit sich, vor allem im Kader. Die Kaderplanung für die neue Spielzeit läuft bereits intensiv. Insgesamt verabschieden wir uns von sieben verdienten Spielerinnen aus dem Aufstiegskader. Das ist nicht leicht, gerade wenn sie Teil eines so besonderen Teams waren und den Erfolg maßgeblich mitgeprägt haben. Gleichzeitig ist das ein natürlicher Prozess im Leistungssport. Umso mehr freuen wir uns, dass wir unsere Kapitänin Anouk Dekker nach ihrem aktiven Karriereende als Co-Trainerin für das Team gewinnen konnten. Auch Julia Haake bleibt uns erhalten und übernimmt künftig eine neue Rolle als Teamfotografin.
Für den nächsten Schritt in der 2. Bundesliga war es uns besonders wichtig, den Kader so aufzustellen, dass er den Anforderungen in dieser Liga gewachsen ist. Die Spielerinnen sollen sich professionell auf den Sport konzentrieren können. Rund um den bestehenden Kern des Teams wollen wir den Konkurrenzkampf auf einem gesunden Niveau erhöhen und gezielt die Breite des Kaders mit Spielerinnen mit höherklassigen Erfahrungen verstärken. Mit Sarah Abu Sabbah, Alisa Grincenco und Sarah Stöckmann konnten wir bereits erste Neuzugänge verpflichten, die dieses Profil mitbringen. Bei weiteren Verstärkungen achten wir auf eine ausgewogene Mischung aus Qualität, Erfahrung und Teamfit. Wichtig ist, dass es sowohl sportlich als auch menschlich stimmt.
Neben dem Kader arbeiten wir auch an der Weiterentwicklung der Strukturen rund um das Team. Dazu gehören unter anderem angepasste Trainingszeiten, die den Spielerinnen noch besser die Möglichkeit geben, den Alltag als Profisportlerinnen in den Fokus zu stellen. Ebenso investieren wir in Betreuung und Organisation im Umfeld des Teams, da die Belastung steigt und die Intensität der Spiele zunimmt. Das gesamte Team wird Woche für Woche auf höchstem Niveau gefordert sein.
Große Entwicklungsschritte können und wollen wir auch im Nachwuchsbereich als Unterbau machen. Die leistungsorientierte Talentförderung wird weiter ausgebaut, zunächst mit dem U20-Team in der Berlin-Liga und dem U17-Team. Dabei knüpfen wir an die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre an und wollen die Strukturen weiter festigen.
Wir nutzen die Sommerpause, um all diese Weichen zu stellen. Nach einer vierwöchigen Pause starten wir am 6. Juli 2025 wieder mit dem Trainingsbetrieb. Zum Auftakt stehen die sportärztlichen Untersuchungen an, die für die Spielberechtigung in der neuen Liga verpflichtend sind. Anschließend folgen Testungen mit unserem Athletiktrainer, bevor es Mitte Juli in das Trainingslager nach Kienbaum geht.

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