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Zyklus als Störfaktor

Im Sport gilt das hormonelle Auf und Ab des weiblichen Zyklus bisher eher als Störfaktor, der männliche Körper im Training weitgehend als Standard. Das muss sich ändern! Denn verschiedene Studien zeigen, dass Leistungssportlerinnen oft auch unter Zyklusstörungen leiden. Bleibt die Monatsblutung ganz aus, spricht man von Amenorrhö. Wichtige Hinweise für Female Athlete Triad - auch Relatives Energiedefizit-Syndrom im Sport genannt (kurz Red-S).


Eine Erkrankung, die nicht nur bei Profis, sondern auch bei ambitionierten Hobbysportlerinnen auftreten kann und häufig nicht erkannt wird. (Übrigens auch bei Männern, wenn auch nicht so häufig, da der weibliche Organismus viel empfindlicher auf ein Energiedefizit reagiert.)


Meine Schwester litt zum Beispiel in ihrer aktiven Marathonzeit unter mehreren Ermüdungsbrüchen. Forschende gehen davon aus, dass exzessives Training in Kombination mit zu wenig Energiezufuhr nicht nur zu Zyklusstörungen, sondern auch zu Knochenschäden und Osteoporose führen kann, wie sie sonst erst ab der Menopause auftreten.


Wenn der Körperfettanteil bei einer Frau zu gering ist (<15-17%), ist auch das Östrogenlevel zu niedrig. Dies führt dann zum erwähnten Rückgang der Knochendichte (Osteoporose). Diese Schäden sind nicht vollständig reversibel, also nicht umkehrbar! Auch bis sich die Hormonachse reguliert, also ein regelmäßiger Zyklus wieder eintritt, kann es Monate, manchmal auch Jahre dauern.


Auf das richtige Timing kommt es an


Zu Beginn des Zyklus ist der Körper mit der Reifung der Eizellen beschäftigt.

Das dominierende Hormon ist Östrogen. Es hat einen positiven Einfluss auf die Pumpleistung des Herzens sowie auf den Zucker- und Fettstoffwechsel. Östrogene können auch die Aktivität des sogenannten “Glückshormons” Serotonin erhöhen und sorgen dafür, dass die Frau sich aktiv und sexy fühlt. Nach dem Eisprung übernimmt das Progesteron. Progesteron trägt unter anderem zur psychischen Entspannung und Schlafbereitschaft bei. Frau wird gemütlicher, hat möglicherweise weniger Energie.


Die Hormone haben also einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit. Wollen Frauen gesund Sport treiben, kommt es auf das richtige Training an. Die ehemalige Handball-Nationalspielerin Prof. Dr. Petra Platen leitet den Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung an der Ruhr-Universität Bochum. Sie hat eine Studie zum Einfluss des Menstruationszyklus auf Kraft- und Ausdauertraining durchgeführt.Das Ergebnis: Während der ersten Zyklushälfte und um den Eisprung herum sind Krafttraining und intensive Ausdauereinheiten besonders effektiv. Hierbei haben Östrogene einen anabolen Effekt, wirken also muskelaufbauend.


In der zweiten Zyklushälfte sollte frau es ruhiger angehen lassen. Das nun vermehrt ausgeschüttete Progesteron wirkt eher katabol, also muskelabbauend. Außerdem steigt in der Zeit nach dem Eisprung die Körpertemperatur um etwa 0,5 Grad. Während eines intensiven Ausdauertrainings wird dann zur Temperaturregulation mehr Blut in die Haut gepumpt, um Schweiß zu produzieren. Dieses Blut fehlt dann den Muskeln, was einen Einfluss auf die Ausdauerleistungsfähigkeit haben kann. Außerdem sind in der zweiten Zyklushälfte die Bänder gelockerter, das Verletzungsrisiko damit größer.

(Credit: Kai Heuser, @heuserkampf / Auf dem Bild Danya Barsalona)

Vor dem Eisprung sollte also ein intensiveres Training und in der Lutealphase ein extensiveres und regenerationsförderndes Training stattfinden. Die Trainings-App “B42” hat ein Programm speziell für Frauen entwickelt. Man will erreichen, dass Spielerinnen professioneller trainieren können und sich weniger verletzen. Das gelingt nur, wenn zum Beispiel muskuläre Disparitäten, also Ungleichheiten, zwischen Streck- und Beugemuskulatur besonders beachtet werden.


Eine Anpassung des Trainings an den Zyklus kann sogar zu Verbesserungen verhelfen. Prof. Dr. Petra Platen schätzt, es könnte damit eine Leistungssteigerung von 5-10 Prozent erreicht werden. Das klingt wenig, aber im Spitzensport entscheiden oft minimale Unterschiede zwischen Sieg und Niederlage.


Fazit: Für die Verletzungsprävention und eine verbesserte Leistung ist bei Frauen möglicherweise ein anderes Training wichtig. Unterschiede in der Anatomie lassen sich nicht ändern, das Training schon. Dazu braucht es mehr genderspezifische Forschung in Sportwissenschaft und Medizin. DFB-Präsident Bernd Neuendorf brachte es beim 8. UEFA Medical Symposium so auf den Punkt: "Medicine Matters".


Frauen sind dabei hoffentlich mitgemeint…

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