Dass unsere Nationalmannschaft von einem Tamponhersteller und einer Firma für Haushaltsgeräte gesponsert wird - geschenkt. Hier kommen zwei weitere Meldungen rund um die gerade beendete WM, die uns bewegen. Sie haben mit den zwei dicken “Bs” zu tun, über die wir so oft reden: Berichterstattung und Bezahlung. (Ja, schon wieder Geld!)
DFB stockt Prämien nicht auf
In wenigen Tagen beginnt der FIFA Women’s World Cup 2023 in Australien und Neuseeland. Mit einem Novum: Die FIFA hat nicht nur ihre Prämien auf insgesamt rund 103 Millionen Euro erhöht, das ist fast viermal so viel Geld wie bei der WM 2019, sondern schüttet mehr als die Hälfte davon zum ersten Mal auch direkt an die Spielerinnen der 32 Teams aus. Bisher zahlte der Weltverband die WM-Gelder komplett an die nationalen Verbände, die dann die Prämien eigenständig verhandelten und die Gelder an die Sportlerinnen verteilten. In diesem Jahr erhält jede Spielerin für die Teilnahme rund 30.000 Euro von der FIFA, im Falle eines WM-Siegs würden Kapitänin Alexandra Popp und ihre Mannschaftskolleginnen jeweils umgerechnet 248.000 Euro erhalten. Der finanziell angeschlagene DFB wiederum plant keine zusätzliche Aufstockung der Prämien aus eigenen Mitteln, um sein Frauenteam zusätzlich und auf Niveau der Männer zu entlohnen. Wer hier den vorigen Newsletter-Artikel über Fair Pay gelesen hat, wird sich fragen: #Leistungsbezogene Vergütung? #Bonus? Fehlanzeige! Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sieht das ganz nüchtern. Dem TV-Sender Sky sagte sie: „Man muss immer sehen, wo wir herkommen. Die Prämien haben sich vor allem aufgrund der FIFA und der UEFA verändert.” Die Erfolgszahlungen der FIFA an die Verbände sind im Vergleich zur WM 2019 leicht gestiegen. “Die Verbände kriegen die Gelder, die bei dieser Weltmeisterschaft generiert werden, und geben sie weiter. Das ist beim DFB nicht anders“, so Voss-Tecklenburg. Die Männer hätten für einen WM-Titel in Katar übrigens 400.000 Euro vom DFB bekommen. Da nützt es wohl auch nichts, dass sich sogar Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinem DFB-Besuch vergangenen Sommer für eine gerechte Bezahlung ausgesprochen hatte - Die Frauen werden wieder nicht an die für die Männer ausgelobten Summen herankommen.
Die WM im TV: Erst keiner und jetzt alle?!
Es stand lange auf der Kippe, ob die WM überhaupt im Fernsehen übertragen wird und was es kostet. Trotz riesigem Fan-Interesse drohte ein TV-Blackout. FIFA-Präsident Gianni Infantino sieht in der Vermarktung der TV-Rechte neues wirtschaftliches Potenzial und hatte feste Preisvorstellungen. Kolportiert wurden zehn bis 15 Millionen Euro. Begründet wurde die Forderung vonseiten der FIFA mit angemessener Wertschätzung des Fußballs der Frauen. Laut Sportmagazin Kicker boten ARD und ZDF jeweils nur fünf Millionen Euro. Bei der Männer-WM in Katar wurden 214 Millionen Euro gezahlt. Zwar hätten gebührenfinanzierte Sender den Grundauftrag, sportliche Großereignisse zu übertragen, aber man wolle sich vom Weltverband nicht erpressen lassen. Bezahlsender wie DAZN oder Sky wiederum wollten auch nicht einspringen und verwiesen auf die viel größere Reichweite der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Doch auch die finanziellen Mittel dürften bei der Entscheidung der privatwirtschaftlichen Sender eine Rolle gespielt haben. Mit Blick auf die ungünstigen Anstoßzeiten durch die Zeitverschiebung sind weniger Werbeeinnahmen zu generieren.
Erst dank der Europäischen Rundfunkunion, die die stockenden Verhandlungen mit der FIFA übernahm, sicherten sich am Ende doch ARD und ZDF die TV-Rechte. Wie viel ihnen das Turnier wert war? Kein Kommentar. Der Betrag wird auf rund zehn Millionen Euro geschätzt. Und da es am Ende 1. immer anders kommt und 2., als man denkt, läuft das Turnier jetzt parallel sogar doch (zumindest teilweise) im Pay-TV. Nachdem auch Sky offenbar an sogenannten Sublizenzen für Live-Bilder interessiert war, zeigt DAZN nun sicher die Highlights der Spiele kurz nach Abpfiff.
Da der TV-Rechte-Poker bis Mitte Juni gedauert hat, blieb bis zum Beginn des Turniers am 20. Juli wenig Vorbereitungszeit für die Sender. Die ARD wird aller Voraussicht nach mit 15 Kolleg*innen in Down Under vor Ort sein. Der Rest der Berichterstattung werde größtenteils aus Deutschland und dem WM-Studio in Hamburg kommen, heißt es. Das ZDF konnte Giulia Gwinn als Expertin gewinnen. So kann sie trotz Kreuzbandriss doch irgendwie Teil des Turniers sein. Darüber hinaus zeigt das ZDF in der Reihe “Role Models” eine 30-minütige Doku über die verletzte Nationalspielerin.
In eigener Sache: Ein Hauch FC Viktoria Berlin bei der WM
Unsere Viktoria Stadionsprecherin Nina Potzel fährt nach Australien/Neuseeland und wird unter anderem für den Instagram-Kanal @frauensport.inside vom NDR berichten.
(Credit: Christian Schneider)
Außerdem wird unsere Geschäftsführerin Ariane Hingst ebenfalls bei der WM dabei sein. Unsere zweimalige Weltmeisterin steht als Expertin für den US-Sender Fox Sport vor der Kamera.
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