Passend zum Start der Fußball-WM ging Mitte Juli ein Video in den sozialen Netzwerken viral, das zeigt, was wir alle längst wissen: Der Fußball der Frauen ist genauso beeindruckend wie der Fußball mit Männern. Auch wenn viele gerne noch mit Qualitätsunterschieden argumentieren, wenn es um TV-Präsenz oder faire Bezahlung der Frauen geht. Doch auch eine Studie der Uni Zürich verdeutlicht, wie Stereotype die Wahrnehmung von Fußballspielen beeinflussen.
Aber erstmal zum Video. Es handelt sich um ein Werbevideo des Telekommunikationsunternehmens Orange, Sponsor der französischen Nationalmannschaft "Les Bleus". Der Clip zeigt eine beeindruckende Torszene von Kylian Mbappé, Antoine Griezmann & Co. nach der anderen - Publikumsjubel brandet auf, die Kommentatoren überschlagen sich vor Begeisterung. Dann folgt die Auflösung: Es waren nicht die Männer der französischen Nationalmannschaft, die hier die Tore geschossen haben. Es handelt sich um ein Deepfake. Die Gesichter wurden virtuell hinzugefügt. Der Clip wird zurückgespielt und beginnt erneut, diesmal ohne visuelle Effekte. Tatsächlich handelt es sich um die beeindruckende Dribblings und Tore der weiblichen Equipe um Sakina Karchaoui, Delphine Cascarino und Konsorten!
(Credit: Screenshot Orange Werbeclip)
Frauen spielen also genauso atemberaubend Fußball wie Männer - wenn die Zuschauenden nicht wissen, dass es sich um Frauen handelt. Das ist auch das Ergebnis einer aktuellen Studie der Universität Zürich.
Insgesamt 613 Proband*innen nahmen an der Studie teil. Allesamt bekamen identische Szenen aus Fußballspielen zu sehen. Mit dem Unterschied, dass der eine Hälfte der Teilnehmer*innen bearbeitete Videoaufnahmen gezeigt wurden, bei denen nicht zu erkennen war, ob es sich um männliche oder weibliche Fußballspielende handelt.
Die Vergleichsgruppe sah die Original-Szenen - je fünf Männer- und fünf Frauenvideos. Anschließend bewerteten die Teilnehmenden die Leistung der Fußballspielenden auf einer 5-Punkte-Skala.
Das Ergebnis: Fussball mit Männern wird nur dann signifikant besser bewertet, wenn das Geschlecht der Spieler eindeutig erkennbar ist. Ist dies nicht der Fall, werden Frauen- und Männerfußball gleich gut bewertet. “Geschlechtsspezifische Informationen können unsere Wahrnehmung von Qualität beeinflussen”, so der Autor der Studie, Carlos Gomez. Die Wahrnehmung von Qualität im Fußball mit Frauen wird also von Geschlechterstereotypen und Vorurteilen beeinflusst. Die oft zitierte “mindere Qualität” sollte also nicht länger Argument für weniger Berichterstattung, geringere Investitionen oder Bezahlung sein!
Unsere Co-Kapitänin Marlies Sänger sieht das ganz genauso. Ihre weiteren Argumente für mehr Aufmerksamkeit für den Fußball der Frauen findet ihr im ZDF-Format “Unter Anderen - Frauenfußball: Langsam & Langweilig?”.
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