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84 Ergebnisse gefunden für „“

  • Mutterschaft und Sport

    Am 14. Mai war Muttertag - auch wenn jeder Mensch der Kinder hat, weiß, dass Elternschaft 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche und 24 Stunden am Tag stattfindet. Martina Voss-Tecklenburg 1997 mit ihrer damals vierjährigen Tochter Dina. Ihr sportliches Comeback schaffte die Fußballerin bereits fünf Wochen nach der Geburt. Oft hat sie ihre Tochter auf dem Weg zum Spiel noch schnell rechts an der Autobahn gefüttert. (Credit: dpa) Dass Mutter-Sein und eine erfolgreiche Sportkarriere sich nicht widersprechen, beweisen neben Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg auch etliche Athletinnen. Zum Beispiel Tennisspielerin Tatjana Maria, Rennrodlerin Dajana Eitberger, Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl. Aber bei vielen Sportlerinnen schwingt beim Thema Mutterschaft und Leistungssport auch Unsicherheit mit. Kürzlich haben wir berichtet, dass die isländische Fußballspielerin Sara Björk Gunnarsdottir ihren Verein verklagen musste, da sie während ihrer Schwangerschaft nicht ihr volles Gehalt erhielt. (Credit: Puma) Auch hierzulande muss das Thema Mutterschaft im Profifußball endlich mehr Beachtung finden. "Wenn man schwanger ist, behandeln einen Verbände immer noch, als sei man krank”, sagt Marion Sulprizio von der Sporthochschule Köln. Ende 2018 wollte der Ausrüster der US-Sprinterin Allyson Felix wegen ihrer Schwangerschaft 70 Prozent weniger Geld zahlen. Die sechsfache Olympiasiegerin trennte sich daraufhin von ihrem Sponsor und lief in Tokio zu Olympia-Bronze. In den Schuhen ihrer eigens gegründeten Firma. Der französischen Seglerin Clarisse Crémer, die im November 2022 Mutter wurde, hat ihr Sponsor „Banque Populaire“ gekündigt. Mitten in den Vorbereitungen zur „Vendée Globe 2024”. Man traue Crémer als Mutter die Qualifikation für die Regatta um die Welt nicht mehr zu, hieß es. Eine der besten Basketballspielerinnen Europas, die Französin Isabelle Yacoubou schildert in ihrem Buch Géante die Schwierigkeiten, nach der Geburt eines Kindes wieder in den Leistungssport einzusteigen. „Mit Männern sprechen wir nicht darüber. Die sind Väter, aber ihre Frauen kümmern sich um alles”, sagt Yacoubou. “Aber bei den Frauen wird ihr Status sofort in Frage gestellt.” Leicht wird es Müttern also nicht gemacht. Die deutsche Nationaltorhüterin Almuth Schult legte 2020 wegen der Geburt ihrer Zwillinge eine Babypause ein. (Credit: DFB) Seither haben die Zwillinge ihre Mutter oft zur Arbeit begleitet. Bei der EURO im vergangenen Jahr wohnten Kinder und Mann von Almuth Schult mit im Mannschaftsquartier. Im August erwartet Almuth Schult erneut Nachwuchs. Die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland wird ohne sie stattfinden. Wie es sportlich für sie weitergeht, weiß Schult noch nicht. "Ich hatte mich eigentlich schon im Dezember mit einem Club geeinigt, bin dann aber offen damit umgegangen, dass ich schwanger bin, und wir waren uns dann darüber einig, dass wir den Vertrag jetzt nicht unterschreiben", sagte Schult der Funke Mediengruppe. "Ich denke nicht, dass mich ein Verein unter Vertrag nimmt, solange ich noch nicht wieder spielen kann." Rechtlich ist die Lage für Mütter im Spitzensport nicht eindeutig geregelt. Seit rund zwei Jahren steht Profi-Fußballerinnen zwar weltweit ein bezahlter Mutterschutz zu, der DFB verweist aber in erster Linie auf den staatlichen Mutterschutz. Demnach stehen Frauen nur Mutterschutz und Elternzeit zu, wenn sie Arbeitnehmerinnen sind. Sprich einen Vertrag mit einem Verein haben. Spielerinnen ohne Vertrag - wie Almuth Schult - nützt das natürlich nichts. "Es ist immer noch so, dass der Sport nicht darauf vorbereitet ist, sondern, dass die Mütter darum kämpfen, dass es Normalität wird und sie ihre Rechte erstreiten müssen", so Schult. Und selbst wenn der Mutterschutz geregelt ist, Fußballspielerinnen mit Kindern setzen ihre Karrieren selten auf hohem Niveau fort. 2017 hat die Gewerkschaft Fifpro veröffentlicht, dass fast die Hälfte aller Spielerinnen ihre Karriere für einen Kinderwunsch beendet. Nur etwa zwei Prozent seien Mütter. Das liege laut Spielergewerkschaft VDV an der geringen Ertragssituation im Fußball mit Frauen. "Ziel muss es daher sein, diesen Bereich weiter zu professionalisieren und besser zu vermarkten, damit höhere Einnahmen erzielt und bessere Gehälter gezahlt werden können”, so VDV-Chef Ulf Baranowsky. “Das würde den Beruf für Mütter sicherlich attraktiver machen." (dpa) Nationaltorhüterin Almuth Schult wartet unterdessen auf den Tag, an dem auch mal ein männlicher Bundesligaspieler Elternzeit nimmt… Mehr Fragen und Antworten rund um Mutterschaft und Sport gibt es hier.

  • “Von Parität sind wir noch weit entfernt”

    Wie verklickert man verkrusteten Unternehmen, dass sich Vielfalt auszahlt? Ein Interview mit Johanna Mühlbeyer. Johanna ist Geschäftsführerin und Gründerin von Equalate. (Credit: Svenja Schäuble) Ihre Mission: Den Mehrwert von Vielfalt im Sportbusiness greifbar machen. Zu den Kund*innen des Hamburger Start-Ups zählen unter anderem Red Bull, die WWP Group, SPORTFIVE, Infront und zahlreiche Bundesligisten. Nebenbei ist Johanna als Key-Note Speakerin auf Konferenzen und Events unterwegs. Der Begriff "Diversity" meint nicht nur Vielfalt in Bezug auf die Geschlechter, sondern auch im Hinblick auf Alter, Religion, ethnische/soziale Herkunft, sexuelle Orientierung und auf Menschen mit Behinderungen. Inwieweit ist Diversity im Sportbusiness ein Wettbewerbsvorteil? J | Vielfalt hilft uns, auf neue Lösungen zu kommen oder Probleme besser zu lösen. Vielfalt hilft auch, wenn es darum geht, neue Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu gewinnen, an die wir bislang vielleicht noch nicht ran kamen. Eine gewisse Repräsentativität meinesgleichen, also ein Ähnlichkeitseffekt sorgt dafür, meinesgleichen im Markt anzusprechen. Menschen, die sich im eigenen Arbeitsumfeld repräsentiert fühlen, sind tendenziell auch zufriedener und bleiben länger im Unternehmen. Stichwort: Mitarbeiterbindung, Retention im Englischen. Retention ist das neue Recruiting. Beides zählt zu den wichtigsten und kostenintensivsten Prozessen in Unternehmen. Das heißt, wer andauernd Leute verliert, weil ein toxisches Arbeitsklima herrscht, muss am Ende des Tages extrem viel Kohle und Zeit in neue Rekrutierungen investieren. Etwaige Rechtsfälle wegen Diskriminierung, Sexismus oder Rassismus wiederum verursachen Kosten. Und schau dir Viktoria Berlin an, dort gibt es Brands, die vorher vermutlich nie ins Sponsoring eingestiegen wären. Wie Douglas zum Beispiel. Aus meiner Sicht hat man da die Zahlen, die beim Ruf nach dem „Business Case“ immer gesucht werden. Menschen mit unterschiedlichen Prägungen, Erfahrungen und individuellem Wissen muss man aber auch erstmal unter einen Hut bringen. Das ist natürlich auch eine unternehmerische Herausforderung... J | …und wird meistens unterschätzt bzw. vergessen. Diversität muss gemanagt werden. Das heißt, dieser Mehrwert von Vielfalt hilft mir am Ende des Tages nur, wenn ich weiß, wie ich damit umgehe. Wenn fünf unterschiedliche Menschen zusammengeworfen werden, ist natürlich der Aufwand, die Reibung, die Diskussionsbasis erst mal höher, als wenn ich da fünfmal mich sitzen habe. Wer über Diversität spricht, muss auch über Inklusion reden. Ohne Inklusion keine Diversität. Wir brauchen eine Unternehmenskultur, die offen für Vielfalt ist und Führungskräfte, die die Fähigkeit haben, Diversität zu managen. Alle müssen verstehen, dass es für uns alle von Vorteil ist, wenn unterschiedliche Leute im Raum sitzen. Ansonsten passiert das, was wir oft sehen: Es kommt jemand anderes rein und die Person fällt relativ schnell aus dem System raus, weil ihre Andersartigkeit keinen Raum hat, dort Gehör oder Platz zu finden. Und dann bringt uns alle Diversität leider nichts. Wie bekommt man diversere und inklusivere Strukturen in die Organisation eines Vereins? J | Es ist natürlich immer wichtig zu unterscheiden, ob wir von Diversität auf dem Platz oder Diversität in den Organisationen und Strukturen sprechen. Die Spielerinnen bringen unterschiedliche Grundvoraussetzungen mit, unterschiedliche soziale Hintergründe, kommen aus unterschiedlichen Bereichen, sprechen manchmal nicht die gleiche Sprache. Da müssen vor allem der Verein oder der Trainer gucken, wo man vielleicht eine Einzelförderung bereitstellen muss. Welche Team-Maßnahmen sind sinnvoll? Und welche Strategien gibt es, damit alle im Verein ihre Fähigkeiten einbringen können? Solche Fragen muss man sich natürlich auch im Hinblick auf die Struktur oder Organisation eines Unternehmens stellen. Am Ende geht es auf Führungsebene darum, sich damit auseinanderzusetzen, was die Menschen in diesem System brauchen, um ihre Fähigkeiten bestmöglich einbringen zu können. Wie können wir strukturell unterstützen? Und zwar nicht alle mit denselben Mitteln, sondern mit denen, die jede*r einzelne benötigt. Das ist natürlich aufwändig. Aber genau das bedeutet Equity. Equity meint Chancengerechtigkeit, denn Equality - die formale und rechtliche Gleichstellung von Personen - ist nicht immer gerecht. Die Frage muss lauten: Welche individuelle Unterstützung braucht jede einzelne Person? Dazu gehört auch Inklusion, also der Abbau von Barrieren, Diskriminierung und Ausschluss bestimmter Gruppen. Ziel ist eine gleichberechtigte Teilhabe. (Credit: Equitytool.org) Dazu muss ich natürlich herausfinden, was jede einzelne Person braucht. Wie und wo starte ich damit am besten? J | Am besten startet der Prozess in den obersten Ebenen. Hier gilt es zu verstehen, dass es nicht darum geht, gleich morgen fünf Frauen einzustellen. Erstmal muss verstanden werden, ob und wo es intern Facetten gibt, die womöglich Vielfalt im Weg stehen. Es gilt herauszufinden, ob man irgendwo jemanden bewusst oder unbewusst ausschließt. Haben wir irgendwo Probleme, die dazu führen, dass gewisse Menschen vielleicht gar nicht ins System kommen? Es gilt die Strukturen vom Recruiting bis hin zu Beförderungen und Co. transparent zu machen. Dann kann man einen Schritt weiterdenken und überlegen, an welchen Stellschrauben gedreht werden kann, um beispielsweise diverser zu werden. Geht es darum, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen? Dann müssen Weiterentwicklungs- und Beförderungsmechanismen im Fokus meiner Betrachtung stehen. Wie nutze ich die Vorteile von Vielfalt richtig und nachhaltig, ohne einfach nur Greenwashing bzw. Pinkwashing zu betreiben? J | Eigentlich kann man relativ schnell sehen, ob es jemand ehrlich meint. Und zwar am faktischen Commitment. Wie viel Zeit wird in inklusive Prozesse und Maßnahmen investiert? Wie viel Budget wird reingesteckt? Werden personelle Ressourcen dafür freigemacht? Holt man sich externe Beratung? Und dann ist ganz wichtig: Ist die oberste Ebene involviert oder nicht. Wenn nicht, hat man es dort entweder nicht verstanden, bzw. es ist einfach (noch) nicht wichtig genug. Oder andersherum: Der Druck ist nicht groß genug. Ich gehe in solche Gespräche meist rein, indem ich sage: Ich werde Euch zu keiner Veränderung zwingen. Ich möchte die Chancen aufzeigen, aktuelle Probleme mit Diversity Management zu lösen. Das kann zu einem klaren Wettbewerbsvorteil werden. Alle, die nur hören wollen, ‘wenn ich morgen fünf Frauen einstelle, verdiene ich übermorgen 100 € mehr’, muss ich natürlich enttäuschen. Der Prozess dauert etwas länger und ist etwas komplexer. Die Initiative "Fußball kann mehr", in dessen Team auch unsere Viktoria-Mitgründerinnen Katharina Kurz und Verena Pausder sind, fordert eine verbindliche Quote von mindestens 30 Prozent Frauen bis 2024 in Aufsichtsräten, Präsidien, Vorständen und Geschäftsführungsebenen im Fußball. Parität hieße 50 Prozent. Was ist dein Ziel? J | Ich bin Fan der Quote. Aber von Parität sind wir noch weit entfernt. Unter sozialen Gesichtspunkten wäre es natürlich schön, wenn es eine Repräsentativität unserer Gesellschaft auch in Unternehmen gäbe. Aber ich glaube, es ist vor allem wichtig, sich Gedanken zu machen, wie wir Diversität als ein Werkzeug einsetzen können, um die aktuellen Probleme der Businesswelt zu lösen. Mehr zum Thema hörst du auch in Johannas Equalate-Podcast. Co-Gründerin Felicia Mutterer war dort zu Gast. Auch hörenswert: was Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Podcast “Hotel Matze” zu Diversity zu sagen hat. In dem Gespräch geht es außerdem um Mutterschaft. Was uns zu unserem nächsten Thema bringt…

  • Diversity im Sport

    Am 27. April war Girls' Day, der Tag, an dem bundesweit Mädchen in “Männerberufe” reinschnuppern. Auch bei uns in Lichterfelde sind 18 junge Schülerinnen 8 Stunden lang in die Berufswelt des Sports und Fußballs eingetaucht. Die Schülerinnen trafen im Stadion unter anderem auf unsere Co-Gründerinnen Felicia Mutterer und Verena Pausder, Union Berlins Cheftrainerin Ailien Poese und FCU-Spielerin Dina Orschmann. Gemeinsam mit der Bundeministerin Lisa Paus gab es einen spannenden Austausch. Fragenhagel an die Vorbilder. Für Einblicke schau doch mal auf unserem Instagram Account vorbei! (Credits: Phil Dera) Passenderweise war am 23. Mai gleich noch Diversity Tag - für mehr Vielfalt in der Arbeitswelt. Doch im Sport-Business muss frau sich schon fragen, was das alles bringt. Managerinnen, Sportdirektorinnen oder Geschäftsführerinnen sind bei deutschen Fußballklubs kaum zu finden. Ausgerechnet in der populärsten aller Sportarten gibt es die wenigsten weiblichen Führungskräfte. “Frauen im Fußball? Mann muss es wollen” titelte kürzlich die Frankfurter Allgemeine Zeitung.Die Initiative „Fußball kann mehr“ hat sich die Anzahl der Frauen in Managementfunktionen im Profifußball angeschaut und eine Studie herausgebracht. In der 1. und 2. Bundesliga sind nur 4 von 150 Führungspositionen weiblich besetzt.

  • Von Notwendigkeiten und Möglichkeiten - Ein Interview mit Ariane Hingst

    Wie wichtig ist das Training neben dem Training? A | Sehr wichtig im Hinblick auf die größte Herausforderung, vor der wir gerade stehen: den Sprung vom Breiten- zum Leistungssport zu schaffen. Der Fußball ist deutlich schneller und athletischer geworden. Da kann man mit individuellem Athletiktraining sehr viel erreichen. Spielerinnen wie Aylin Yaren absolvieren auf eigene Faust schon ein wahnsinniges Fitnessprogramm nebenbei. Bei anderen Spielerinnen ist die Athletik noch nicht so ausgeprägt. Das muss zusammenwachsen. Unser Ziel ist es, das Athletiktraining weiter zu forcieren. Einmal pro Woche ist das Mindeste. Das ist natürlich für die Spielerinnen neben Job, Studium, Mannschaftstraining und Spielen am Wochenende zeitlich eine große Herausforderung. Nicht jede wird den Weg mitgehen können. Man muss auch vorsichtig sein, wie viel Veränderung ein bestehendes Konstrukt verträgt. Man muss eine Balance finden und darf die Mannschaft nicht überfordern. Die Spielerinnen stehen auch so unter enormem Druck. Da geht es auch um das mentale Wohlbefinden. Je besser du mental drauf bist, desto besser verkraftest du körperliche Herausforderungen. Inwiefern ist Life-Coaching ein Thema? A | Lifecoaches, Mentalcoaches, Sportpsycholog*innen - dazu braucht es Ressourcen. Wir wollen auf lange Sicht auch ein solches Angebot schaffen. Momentan bieten wir schon ein Mentoring-Programm, wo Spielerinnen mit Investor*innen vernetzt werden. Sportlich träumt Viktoria von einem eigenen Trainingszentrum im Stadion am Wildspitzweg in Mariendorf, wo jede Spielerin in einem integrierten Kraftraum ihr individuelles Programm absolvieren kann. So etwas ist in der Bundesliga längst der Anspruch. Du warst lange Co-Trainerin beim VFL Wolfsburg. Wir wollen ja auch in die 1. Liga. Reichen unsere Trainingsmöglichkeiten? A | Stand jetzt reicht es nicht für das, was wir vorhaben. Wir brauchen eine feste Heimat, mit eigenen Kabinen. Wenn du heute erfolgreich sein willst, musst du so etwas bieten, sonst kriegst du keine Spielerinnen. Es soll ja auch eine Begegnungsstätte sein, in der man sich gerne aufhält und nicht erst zwei Minuten vor dem Training kommt und danach schnell wieder verschwindet. Dafür braucht es auch einen Wohlfühlfaktor. Das gibt einfach ein anderes Gefühl und Gefüge. Die Idee mit dem Wildspitzweg steckt noch in ihren Anfängen. So etwas ist herausfordernd in Berlin. Und so etwas geht auch nur über Sponsoring, Kooperationen, Unterstützungsleistungen. Es ist ein Prozess. Es geht nicht alles auf einmal. Du hast als Juniorin bei uns im Bezirk bei Hertha Zehlendorf bzw. VfB Lichterfelde angefangen. Ab welchem Punkt deiner Karriere hattest du solche Trainingsmöglichkeiten wie unsere Mannschaft sie jetzt in der Regionalliga hat? A | Bei Turbine Potsdam gab’s ziemlich schnell eigene Kabinen, aber keinen Athletikbereich. In Stockholm, bei Djurgården hatte ich das erste Mal einen Kraftraum. Beim FFC Frankfurt gab es immerhin eine Kooperation mit einem Fitnessstudio. Doch in der Nationalmannschaft wurde immer wieder thematisiert, ‘ihr müsst dies machen, ihr müsst das machen’. Auf Vereinsebene gab es aber keine Athletiktrainer, nur Chef- und Co-Trainer. Ich hätte damals gerne ein anderes Wissen gehabt, um mich besser um meinen Körper zu kümmern. Ich habe alles miterlebt, von ‘Hier hast du Hundert Euro und deinen Essenscheck’. Heute ist das eine ganz andere Betreuung in den Topklubs. Manchmal tut es weh, manchmal wäre ich gerne heutzutage Spielerin. Andererseits hatte ich eine super Zeit, die ich nicht missen will. Viktorias nächster Schritt wäre ein gemeinsames Athletiktraining für die Mannschaft. Unterdessen schwärmt Fabian Kittmann vom Rehathleticum schon von einer App-basierten Trainingssteuerung. Andernorts werden Spieler*innen getrackt. Es geht um Herz-Kreislauf-, Hormon-, Stoffwechsel- und Zyklusdaten. Was hältst du davon? A | Das finde ich alles schon super geil, aber nur ein Teil davon ist sinnvoll einsetzbar. Ich bin kein Fan davon, einfach nur Daten zu sammeln. Man muss sie auch einsetzen können. Zyklus-basiertes Training ist enorm wichtig - und in einer Individualsportart auch gut umsetzbar, wenn es um eine einzelne Athletin geht. Aber in einer Mannschaft, wenn 10 Spielerinnen gleichzeitig ausfallen, ist es eine mega Herausforderung! Genau wie die Balance zwischen Individualtraining und gemeinsamem Mannschaftstraining. Da müssen wir noch wachsen. Größer werden. Aber Frauenfußball explodiert ja gerade, endlich ist der Druck da! Ariane Hingst ist Welt- und Europameisterin, ehemalige Co-Trainerin des VFL Wolfsburg und des U19/20 Nationalteams der Frauen. Dazu ist sie Co-Gründerin und Geschäftsführerin Sport vom FC Viktoria Berlin.

  • Das Training neben dem Platz

    Mit einer normalen Praxis, wo einem schon die Einrichtung in sterilem Weiß entgegen schreit “DU BIST KRANK”, hat das Rehathleticum am Salzufer nichts zu tun. Auch nichts mit einer schnöden Muckibude. Das moderne Physiotherapiezentrum ist auf dem historischen Gelände einer ehemaligen Lanolin-Fabrik untergebracht und liegt idyllisch am Landwehrkanal. Der Empfangsraum ist in Salbei-Grün gestrichen, eine Tapete mit Dschungelmuster macht die Sitzecke neben dem Wasserspender zum Interior-Highlight. Es geht schließlich ums Gesundsein oder -werden. Da isst das Auge mit. Gleich hinter dem Empfangstresen beginnt im Rehathleticum eine ganze “Allee” von Behandlungsräumen. Von klassischer Physiotherapie, Osteopathie, über manuelle Therapie, zu Elektro-, Ultraschall-, Wärme-, Stosswellen- oder Lasertherapie kann man sich hier alles angedeihen lassen. Auch von Viktorias Physiotherapeutin Anja Scholz, die nun seit Januar hier arbeitet. Heute empfängt mich aber Antje Bülow. Mutti, Schwester, Seelsorgerin Antje Bülow kommt eigentlich aus der Leichtathletik und trainiert neben ihrem Job als Physiotherapeutin eine Fußballmannschaft junger Mädchen. Sie hat die natürliche Autorität einer Trainerin, sieht sich aber auch als “Mutti, große Schwester, Motivatorin und Seelsorgerin” für ihre Schützlinge. (Credit: Claudius Pflug) Sie schickt mich in den Kraftraum nebenan. Naja. Ich gebe zu, meine Sportleggins ist nur Show. Ich werde bei meinem Besuch heute damit beschäftigt sein, meinen Notizblock vollzukritzeln, während unsere Viktoria-Spielerinnen Katja Friedl, Vanessa Lux und Mona Sarr trainieren. Mona Sarr hat seit Mai 2022 mit einer Achillessehnenentzündung zu kämpfen und kann momentan nicht am Mannschaftstraining teilnehmen, geschweige denn an Spielen. (Credit: Kai Heuser, @heuserkampf) Am Tag zuvor hat sie mit ihrem 6-jährigen Bruder ein bisschen gekickt. Sie kriegt von Physiotherapeutin Antje gleich zu Beginn des Reha-Trainings strenge Fragen gestellt. “Hattest du Schmerzen davor? Währenddessen? Danach?” Kopfschütteln. Neben dem Training geht es hier auch darum, die Spielerinnen auch mal zu bremsen. Gerade junge Menschen neigen dazu, über ihre Grenzen zu gehen. Auch über Schmerzgrenzen. Besonders jetzt, zum Ende der Saison, wenn es um neue Verträge geht. An Ehrgeiz und Leistungswillen mangelt es unseren Spielerinnen schließlich nicht. Mona kommt momentan zwei mal pro Woche ins Rehathleticum, anfangs sogar viermal - neben dem individuellen Krafttraining, das sie im Sportraum ihrer Schule macht. Für die Abwehrspielerin geht es um die stufenweise Wiedereingliederung ins Mannschaftstraining, quasi ums “Hamburger Modell”. Gespielt wird “aber nur bei vollständiger Genesung”, betont Antje Bülow. Dazu steht die Physiotherapeutin in ständigem Austausch mit dem Verein. Hier im Rehathleticum geht es in erster Linie um Gesundheit. Das weiß auch Vanessa, unsere Nummer 5. “Früher hätte ich einfach weitergespielt” Vanessa Lux hat früher 40 Stunden Vollzeit als Erzieherin gearbeitet. Inzwischen studiert sie Psychologie an der FU. Das lässt sich besser mit dem Training vereinbaren. (Credit: Kai Heuser, @heuserkampf) Zum Präventionstraining ins Rehathleticum kommt Vanessa regelmäßig wegen eines alten Kreuzbandrisses. Beim 4:0 gegen Stern 1900 gestern hatte sie Schmerzen, erzählt sie. Sie hat sich auswechseln lassen. “Früher hätte ich einfach weitergespielt, da wäre ich nie vom Platz gegangen”. Heute weiß Vanessa: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Nebenan, auf dem Fahrradergometer, wärmt sich unsere Mittelfeldspielerin Katja Friedl auf. Katja Friedl (2. v. r.) hat einen Knorpelschaden im rechten Knie und ist “freiwillig” im Rehathleticum. Sie sagt das mit Anführungsstrichen. Anfangs wollte sie gar nicht bleiben. (Credit: Kai Heuser, @heuserkampf) Katjas Diagnostik zu Beginn der Kooperation von Viktoria und dem Rehathleticum ergab ein Kraftdefizit von 50 Prozent im rechten Bein. Aber nicht nur Katja, die komplette Mannschaft wurde zu Beginn der Kooperation einem Screening unterzogen. Status Quo-Analyse mit einer vollständigen Anamnese. Welche Verletzungen und Operationen gab es? Wie sind die Bänder und Sehnen drauf? Was sagt die Wirbelsäule, wie sind die Körperachsen und der Gelenkstand? Wie ist der Zyklus, die Darmtätigkeit? Dazu kommt die funktionelle Diagnostik. Dabei werden Beweglichkeit, Stabilität, Maximalkraft, Kraftausdauer und die neuromuskuläre Aktivität der Muskeln gemessen. Letzteres geschieht mit Hilfe der Elektromyografie (EMG). Dafür bekommen die Sportler*innen kleine Elektroden auf die Haut geklebt. Das alles dient dazu, die Qualität und Quantität der Bewegungsabläufe zu analysieren. Dazu gibt es im Rehathleticum unter anderem einen Speedcourt und ein Laufband mit integrierter Druckmessplatte. Im Kraftraum befinden sich auch unzählige Messplatten überall auf dem Boden. Ich muss aufpassen, wo ich hintrete. Nicht, dass bei mir aus Versehen auch noch was gemessen wird. Nach der Analyse ist vor dem Training Die in den Boden integrierten Messstationen geben die Werte direkt an den PC auf dem Schreibtisch am Ende des Raumes weiter. Therapeutin Antje zeigt mir Balkendiagramme. Gott sei Dank Balken. Bei Kuchendiagrammen bekomme ich immer Appetit auf Torte. Ein Zahlenfreak bin ich nicht gerade. Antje auch nicht. “Das macht alles der Computer”, sagt sie. Nach dem Messen gilt es zu handeln. Nach der Analyse ist vor dem Training. Die funktionelle Diagnostik ist die Basis für alle Therapie- und Trainingsschritte. Den Ursachen für Beschwerden soll möglichst präzise und effektiv auf den Grund gegangen werden, anstatt nur Symptome zu lindern. Manche Trainer*innen haben Angst, dass nach dem Check die halbe Mannschaft raus ist. Auch Vanessa und Katja waren erstmal raus aus dem Spiel. Asymmetrien über 20 Prozent bergen ein hohes Verletzungsrisiko. Mittelfeldspielerin Katja hat nach zweiwöchigem Training mit Antje nur noch ein 16-prozentiges Kraftdefizit am geschädigten Bein. Sämtliche Daten werden ständig aktualisiert, wieder analysiert und die Trainingspläne dementsprechend modifiziert. Die zu absolvierenden Übungen werden auf kleinen Zettelchen ausgedruckt, so dass die Spielerinnen sie mit Magneten an die raumhöhen Heizkörper pappen können. Immer vor Augen, was als nächstes auf dem Plan steht. Katja kommt inzwischen gerne zweimal pro Woche - zusätzlich zu dreimal Mannschaftstraining und ihrem individuellen Krafttraining wohlgemerkt. Weil sie merkt, dass es was bringt. Also trainiert sie eigentlich sechsmal die Woche und am Sonntag ist ein Spiel. “Ich habe aber trotzdem ein Leben”, sagt sie, als sie meinen besorgten Blick sieht. Sie arbeitet Teilzeit in einer Personalvermittlung. “Und es wird auch Teilzeit bleiben im Hinblick auf die kommende Saison”. Denn wenn Viktoria in die 2. Bundesliga aufsteigt, wird das Trainingspensum nicht weniger. Im Gegenteil. Auf den Körper hören Die 18-jährige Mona macht gerade einbeinige Sprünge. Die Daten am PC zeigen, dass sie rechts ein bisschen instabiler ist als links. Noch. Deswegen ist sie ja hier. Eine Videokamera filmt sie bei den Übungen. Die Aufnahmen und Analysen werden direkt auf einem riesigen Bildschirm an der Wand angezeigt. Biofeedback. So kann Mona direkt sehen, was Sache ist. Aber neben all den Zahlen und Analysen gilt es trotzdem, in den eigenen Körper reinzuhören. 24 bis 36 Stunden nach dem Reha-Training dürfen Schmerzen sein, ein neuer Muskelreiz macht eventuell leichten Muskelkater. Danach muss der Schmerz weg sein. Sonst war es zu viel. Dann muss vielleicht wieder weniger oder passiv therapiert werden. Unterdessen macht neben mir eine Athletin der rhythmischen Sportgymnastik beeindruckende Verrenkungen und Klappmesser-Übungen. Menschen aus allen möglichen Sportarten trainieren hier. Auch Champions League Spieler. Die Kosten können übrigens bei der Berufsgenossenschaft geltend gemacht werden. Zumindest teilweise. Promis werden hier hin und wieder auch gesichtet. Zum Beispiel die First Lady, Elke Büdenbender kommt regelmäßig. Schauspieler Frederick Lau war auch schon hier. Er hat früher Eishockey gespielt und Judo gemacht. Und Fußball-Fan ist er auch. Beim Spitzenspiel gegen Union stand er im strömenden Regen in unserem nach Köpenick gereisten Fan-Block. (@Frederick: Wenn du das hier liest, melde dich doch mal zwecks Interview. Nur so von Steglitzerin zu Steglitzer, von Viktoria Fanin zu Viktoria Fan!) Auch Menschen wie du und ich kommen ins Rehathleticum. Ein Mann mittleren Alters mit leichtem Wohlstandsbäuchlein macht still seine Übungen in der Ecke. Reha-Sport wie die Profis als Kassenleistung? Das nennt sich KGG - Krankengymnastik am Gerät. Ich bin kurz davor, mir eine Verordnung von meiner Orthopädin zu holen! “Medizin soll allen zugänglich sein” …sagt Inhaber Fabian Kittman. Er hat elf Jahre lang die Handballer der Füchse Berlin betreut. Doch bei 100 Spielen pro Jahr stand er kurz vor dem Burn Out und wollte etwas Eigenes aufbauen. Im Männersegment waren ihm zu viele Egos unterwegs, erklärt er mir verschwörerisch. (Credit: Claudius Pflug) Neben Fabian liegt eine Tafel Schokolade auf dem Schreibtisch. Sportlernahrung? “Ist doch Ritter Sport”, lacht er. Bei seiner Arbeit hier schöpft Fabian aus seinem Erfahrungsschatz aus über einem Jahrzehnt im professionellen Leistungssport und der Betreuung von Top-Athleten aus aller Welt. An der Zusammenarbeit mit Viktoria reizt ihn, dass Dinge anders und innovativer angegangen werden. Acht Augen sind besser als zwei Das Netzwerk aus seinem alten Job ist ihm aber geblieben. Dazu gehören Expert*innen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Zum Beispiel aus der Kardiologie, aber auch aus der Zahn- oder Umweltmedizin. Natürlich gibt es mit Steffi Platt auch eine externe Beraterin in Sachen Zyklus-basiertem Training. Die Läuferin und ehemalige Leistungssportlerin hat in Berlin den Verein Fierce Run Force gegründet. Es geht Fabian Kittmann um einen interdisziplinären Austausch. “Vier, sechs oder acht Augen sehen einfach mehr als zwei”. Körperzusammensetzungsanalyse oder Trainingssteuerung und -überwachung per Sidelinesports App - das Ziel ist eine bessere Performance und schnellere Regeneration. “Im Leistungssport geht es darum, schnellstmöglich wieder fit zu sein”, sagt Fabian. “Ich will ganz schnell wissen, was das Problem ist und was ich tun kann. Und ich will messbar machen, ob die Therapie was bringt”. Dabei sieht er sich als gesundheitlichen Anwalt der Spielerinnen. Er betrachtet den Menschen ganzheitlich. Es geht um die physische und psychische Fitness. Da gilt es bei Profisportler*innen auch mal die Gesundheit gegen den Verein zu vertreten. Was hier im Rehathleticum allerdings nicht gemessen und analysiert werden kann, ist, ob Viktoria in die Relegation kommt. *Zwinkersmiley* “Aber wir können die Voraussetzungen schaffen, dass alle Spielerinnen fit sind”, kontert Fabian. Touché.

  • Hertha BSC übernimmt Frauen von Hertha 03 Zehlendorf

    Als letzter Bundesliga-Klub ist nun auch Hertha BSC auf die Frauen im Sport aufmerksam geworden. Wie letztes Jahr bei der Mitgliederversammlung beschlossen, soll es eine Mädchen- und Frauenfußballabteilung bei der Hertha geben. Nun ist es amtlich. Die “große” Hertha übernimmt zur Saison 2023/24 die “kleine” Hertha, unsere Nachbarinnen im Bezirk. Leiter des Projekts wird Ex-Turbine-Trainer Sofian Chahed, der zuletzt Nachwuchscoach bei Hertha BSC war. "Mit diesen Mannschaften wollen wir langfristig erfolgreich arbeiten und den Breiten- und Leistungsfußball von Mädchen und Frauen in Berlin fördern und weiterentwickeln. Unsere nachhaltige Leistungskultur wird den Spielerinnen aufzeigen, wie man Schule, Studium, Ausbildung oder Karriere mit leistungsorientiertem Fußball in Einklang bringen kann", so Chahed. Eigentlich wollte Hertha BSC nur das Regionalliga-Team der Frauen, die U17-Bundesliga-Juniorinnen und die U15 von Hertha 03 Zehlendorf übernehmen. Die jüngeren Jahrgänge sowie die Breitensport-Mannschaften sollten bei Hertha 03 verbleiben. Doch dieses Konzept lassen die Regularien des DFB nicht zu. Wenn ein Bundesliga-Team den Verein wechseln will, muss die gesamte Abteilung mitgehen.

  • Blau statt weiß - neue Hosen für The Lionesses

    Jeder menstruierende Mensch kennt das ungute Gefühl, wenn mal was in die Hose geht. Dumm nur, wenn die Hose dann noch weiß ist. Deswegen hatten die englischen Nationalspielerinnen während der Europameisterschaft 2022 andersfarbige Hosen gefordert. Nun geht der englische Fußballverband darauf ein und kündigt an: Bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland gibt es nun blaue Hosen zum weißen Trikot. Die weißen Hosen bei Englands Nationalspielerinnen sind bald Geschichte. (Credit: Danny Lawson/PA Wire/dpa) Warum nur hat die Autorin dieses Newsletters da gleich Assoziationen zu Werbung aus den 90ern, wo Tampons zur Veranschaulichung der Saugfähigkeit ausgerechnet in blaue Flüssigkeit getaucht wurden? (Kleiner Spaß). Das Trikotdesign der Lionesses ist natürlich vom Londoner Wembley-Stadion inspiriert. Das weiße Heimtrikot soll der Fassade von 1923 ähneln, das blaue Auswärtsjersey erinnere mit seinen Mustern an den Art-déco-Stil, der damaligen Zeit, der sich ebenfalls im ursprünglichen Wembley-Stadion widerspiegelte, so die Begründung der englischen Football Association. Lee Murphy, Design-Direktor vom Ausstatter Nike Football sagte: „Wir haben uns dieses Mal bewusst dafür entschieden, bei allen Mannschaften dunkle Shorts zu verwenden, auch wenn es Überschneidungen bei den Outfits gab.”

  • K.o.-Tropfen im Stadion

    In der linken Hand eine Stadionwurst, in der rechten ein Kaltgetränk und der Sonntag ist gerettet. So sieht eine heile Fußballwelt aus. Doch offenbar ist ein Stadionbesuch manchmal alles andere als sicher. Vor allem für weibliche Fans. Bei Spielen in der Männer-Bundesliga gab es in den vergangenen Monaten gleich mehrfach den Verdacht, dass K.o.-Tropfen gegen Frauen eingesetzt wurden. K.o.-Tropfen können zu Bewusstlosigkeit und Gedächtnislücken führen und sind schwer nachweisbar. Die meist farb- und geruchlosen Tropfen kommen häufig bei Sexual- oder Raubdelikten zum Einsatz. Nach dem Bundesligaspiel zwischen dem SC Freiburg und der TSG Hoffenheim Mitte März erstatteten mehrere Fans Strafanzeige, weil ihnen K.-o.-Tropfen verabreicht worden sein sollen. Der SC Freiburg warnte daraufhin öffentlich auf seiner Homepage vor möglichen Übergriffen. Ganz wichtig sei, keine offenen Getränke von Unbekannten anzunehmen. Nach Verdachtsfällen in der Ostkurve bittet auch Werder Bremen seine weiblichen Fans um Aufmerksamkeit. Bei plötzlich auftretenden Symptomen sollten die Sanis oder die Mitarbeitenden des Awareness-Teams kontaktiert werden. Werder Bremen Fans beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (Credit: Cathrin Müller / Getty Images) Aber mit der Awareness ist es so eine Sache. Der SC Freiburg registrierte im vergangenen Jahr zwei bis drei Fälle. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich weitaus höher. Zumindest was Vorfälle sexualisierter Gewalt im Stadion angeht, sieht der Berliner Politikwissenschaftler und Fan-Forscher Jonas Gabler keine Zunahme. "Ich glaube aber, dass in den letzten Jahren die Aufmerksamkeit dafür sehr gestiegen ist" (dpa). Was überrascht, ist, dass solche Vorfälle im Stadion niemanden so wirklich überraschen. Zumindest nicht die Leute, die sich damit auskennen. Oder doch? "In der Fankultur geht es traditionell robust zu, gewisse Grenzüberschreitungen, Beleidigungen, beispielsweise im Zusammenhang mit Schmähgesängen gegenüber dem Gegner, den gegnerischen Fans gehören zur Folklore des Fußballs", sagt Harald Lange, Leiter der Fan- und Fußballforschung der Universität Würzburg. Vorfälle mit K.o.-Tropfen seien “in gewisser Weise erschreckend, aber im Grunde auch naheliegend, weil der Fußball letztlich auch nur ein Abbild der Gesellschaft - mit allen Highlights, aber auch negativen Entwicklungen ist” (dpa). Offenbar herrscht immer noch die traditionell männlich-dominierte Oldschool-Fußball-Kultur, bei der die Enthemmung durch Alkohol und sexistische Sprüche oder sexualisierte Gewalt Teil davon sind. Anders lässt sich nicht erklären, warum die Vereine lange weggeschaut haben. Doch inzwischen scheint ein langsames Umdenken stattzufinden. Einige Bundesliga-Klubs haben Codewörter eingeführt, mit denen Frauen unauffällig und ohne lange Erklärungen bei Ordner*innen Hilfe anfordern können. Beim SV Werder Bremen lautet der Code zum Beispiel „Kennst du Mika?", beim VfB Stuttgart ist es „Das Dächle". „Luisa ist hier" soll bei Bayer 04 Leverkusen für Hilfe sorgen. Beim VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund fragt man “Wo geht's nach Panama?” und bei Hertha BSC „Wo ist Lotte?". Bleibt zu hoffen, dass betroffenen Frauen in der Schrecksekunde eines Übergriffs die passende Parole einfällt und sie überhaupt den Mut finden, die Hemmschwelle zu überwinden und den Vorfall zu melden. Herthas Team-Lotte ist übrigens an den pinken Westen zu erkennen und soll bei sexistischen, rassistischen oder queerfeindlichen Übergriffen einen Rückzugsort und eine psychosoziale Notfallbetreuung bieten. Schließlich wollen Vereine Frauen und Familien für den Stadionbesuch gewinnen. Aber um das Fußballstadion zu einem sicheren Ort für alle zu machen, ist wohl noch einiges zu tun. Feste Anlaufstellen für Opfer von Sexismus und sexualisierter Gewalt sind in Stadien noch eine Seltenheit. Laut einer Umfrage der Sportschau unter den 54 deutschen Proficlubs haben gerade mal vier Vereine eine solche Anlaufstelle eingerichtet. Unter anderem der FC Augsburg. Weiterführende Links zum Thema: Deutschlandfunk – Sexualisierte Gewalt im Fußball www.fussball-gegen-sexismus.de

  • Business Trend Nachhaltigkeit

    Wenn Stadien Auf- und wieder Abbauen so im Trend liegt, dann, weil heutzutage nichts so wichtig ist wie Flexibilität und Nachhaltigkeit. Weniger Material bedeutet auch weniger CO2. Aspekte wie Umwelt- und Klimaschutz, Gemeinwohlorientierung und soziale Nachhaltigkeit spielen auch eine immer größere Rolle bei Unternehmensgründungen. Der aktuelle Green Start-Up Monitor zeigt: Grün, grün, grün sind viele Gründungen! In Deutschland gibt es mehr grüne Start-Ups als je zuvor. 35 Prozent der befragten Unternehmen sind grüne Start-Ups. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 29 Prozent. Nachhaltigkeit ist übrigens auch einer der deutlichsten Trends bei der Unternehmensgründung von Frauen. Der Gründerinnenanteil bei grünen Start-Ups liegt mit 23 Prozent höher als unter nicht-grünen Start-Ups (18 Prozent). Da reihen wir uns auch ein. Bei unserem Viktoria fem-led Start-Up ist Nachhaltigkeit ein zentrales Thema. Auf allen Ebenen. Sei es im Office, da kriegen wir es schon papierlos hin, bei unseren Tickets, die sind digital im Wallet oder beim Merchandise, da setzen wir auf nachhaltige und faire Produkte. Und natürlich wollen wir noch mehr. Die Frage: Was können wir verändern, was können wir besser machen? - ist eine Dauerläuferin bei uns im Kopf. Also da kommt was von uns, stay tuned. Und wir sind mit unserer Willenserklärung nicht allein. Rund vier Fünftel aller Start-Ups in Deutschland wollen eine gesellschaftliche oder ökologische Wirkung erzielen. Doch ist das Wollen auch Können? Bei der Finanzierung tun sich grüne Start-Ups schwer. Kapital beschaffen ist laut Start-Up Monitor bei 46 Prozent der grünen Start-Ups eine der zentralen Herausforderungen. Grüne Start-Ups bekommen seltener Finanzierungen von Business Angels, dafür aber häufiger staatliche Fördermittel. Luft nach oben Als grüne Start-Ups gelten übrigens Gründungen, die den Schutz von Umwelt, Klima und Ressourcen als zentrale Unternehmensstrategie sowie Teil der Key Performance Indicators (KPIs) benennen. Ganz schön viel Wirtschafts-Bla-bla, nicht wahr? Vor allem vor dem Hintergrund, dass nur ein Teil der grünen Start-Ups ihre Nachhaltigkeit voll und ganz mit Daten und Fakten belegen können. Auf grüne Start-Ups trifft das mit 27 Prozent aber immerhin häufiger zu als auf andere Gründungen (sieben Prozent). Doch die Frage ist, wer macht dabei in einer Stadt wie Berlin mit, die den Volksentscheid Klima abgewürgt hat? Und inwiefern ist die Sportbranche bereit, mehr für Nachhaltigkeit und Klima zu tun? Nachhaltigkeit im Fußball Denken wir nur mal an Rasenheizungen und die Insektengräber namens Flutlichtanlage. Dazu kommt die An- und Abreise der Fangruppen und die Müllberge nach einem Spiel. Wie viel CO2 dabei zusammenkommt, wissen viele Bundesliga- und Zweitligavereine nicht mal. Zwei Drittel, um genau zu sein, haben keinen blassen Schimmer (Stand August 2022). Das zeigte eine Umfrage der ARD-Radio-Recherche-Sport und der Sportschau unter allen 36 männlichen Profi-Klubs. Wohin mit dem Müll im Stadion? (Credit: Imago Sport) Dabei gehört die Messung des CO2-Fußabdruckes eigentlich zu den von der DFL verabschiedeten Nachhaltigkeitskriterien. Im Mai 2022 wurde schließlich ein eindeutiges Bekenntnis zu Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen (ökologisch, ökonomisch, sozial) in die Präambel der Satzung des DFL e.V. aufgenommen. Bis März dieses Jahres hatten die Clubs Zeit, ihre Messungen nachzuholen. Vorbild England Die britische Organisation „Sport Positive“ hat 2021 die erste Öko-Tabelle für die Fußball-Bundesliga erstellt. Unter verschiedenen Gesichtspunkten wird hier die Nachhaltigkeit der Vereine bewertet. Unter anderem: Nutzung erneuerbarer Energien, Energie-Effizienz, nachhaltige Mobilität, Verzicht auf Einweg-Plastik, Wasser-Effizienz, pflanzliche Verpflegung sowie das Gesamt-Engagement für das Thema Nachhaltigkeit. Während dort also die Klimafreundlichkeit der Vereine bewertet wird, gibt es in der englischen Premier League ein Ranking, bei dem auch das klimafreundliche Verhalten der Fans berücksichtigt wird. Die Planet League ist eine Initiative, die Fußball-Anhänger*innen zu mehr Klimaschutz ermutigt. Für klimafreundliche Taten gibt's Punkte für den Lieblingsclub. Ein Stadionessen ohne Fleisch gibt einen Punkt. Die eigene Sportbuchse und den Fan-Schal im Energiesparmodus mit Bio-Waschmittel waschen: ein Punkt. Im Garten oder auf dem Balkon eigene Kräuter und Salat anbauen oder nachts Elektrogeräte abschalten, gibt sogar zwei Punkte. Forest Green Rovers – der grünste Klub der Welt Als absolutes Role-Model in Sachen nachhaltiger Fußball gilt der Verein Forest Green Rovers in der EFL League One, der dritthöchsten Liga in England. (Credit: FGR) FGR wurde von der UN als erster CO2-neutraler Club der Welt anerkannt. Denn dort nutzt man Öko-Strom, das Essen im Stadion ist vegan und der Mannschaftsbus fährt elektrisch. Außerdem soll demnächst ein modernes Stadion aus Holz entstehen. Mehr über den Klub Forest Green Rovers gibt es in diesem Beitrag. Na klar kann man sagen, dass ist alles Promo für das Ökostrom-Unternehmen von Klub-Besitzer Dale Vince. Doch dort hat man offenbar verstanden, dass jeder und jede etwas zum Klimaschutz beitragen kann und muss. Denn der Sport bedroht das Klima und das Klima bedroht den Sport. Das wissen auch unsere deutschen Nationalspielerinnen. Die DFB-Frauen entschieden sich bewusst für den Zug und gegen den Flieger, als sie nach dem Länderspiel im niederländischen Sittard Anfang April nach Nürnberg reisen mussten, wo das Duell mit Brasilien anstand. Zuganreise anstatt zu fliegen? Für Paris Saint Germain-Spieler Kylian Mbappé unvorstellbar. Er konnte sich in einer Pressekonferenz im vergangenen September über eine solche Idee nur kaputt lachen. Ein Beitrag vom Deutschlandfunk zeigt, an welchem Bewusstsein angesetzt werden muss. Mehr zum Thema Klima und Sport gibt es auch in dieser Doku.

  • Das mobile Stadion

    Inzwischen kannst du es ja sicher schon mantraartig mitbeten, was unsere Mission ist. Und los! “Neben dem langfristigen Ziel Bundesliga wollen wir auch Aufmerksamkeit abseits des Spielfelds erzeugen: für mehr Fußball mit Frauen und mehr Geld für den Sport mit Frauen!” Dafür brauchen wir: 1. Sportlichen Erfolg (Check. Unangefochten auf Tabellenplatz 1 - yeah!) 2. Sichtbarkeit (Siehe Aktuelles.) 3. Interesse - ergo Zuschauer*innen (guckstu Termine!) 4. Professionelle Strukturen. Dazu gehört auch ein tiptop Stadion. Das Fassungsvermögen der Stadien der 1. und 2. Bundesliga muss mindestens 15.000 Zuschauer*innen betragen, wobei mindestens 3.000 Sitzplätze vorhanden sein müssen. Bei den Männern wohlgemerkt. In der Bundesliga der Frauen muss man ein Stadion mit einem Fassungsvermögen von mindestens 2.000 Plätzen, davon mindestens 300 Sitzplätzen vorweisen können. (Wundersamerweise ist das Fassungsvermögen für die 2. Bundesliga der Frauen gar nicht erst definiert.) Aber die Zuschauer*innenzahlen beim Fußball mit Frauen steigen stetig. Der 1. FC Köln zum Beispiel peilte für das Spiel gegen das Topteam Eintracht Frankfurt am 23. April im RheinEnergie-Stadion einen neuen Besucher*innenrekord an. 38.365 Menschen kamen ins Stadion und stellten damit einen neuen Rekord für die Bundesliga der Frauen auf. Dass Fußball mit Frauen nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart ist, haben mittlerweile auch die Führungskräfte bei Hertha BSC verstanden und als letzter Verein der Männer-Bundesliga nun ein Frauenteam - wenn auch nicht selbst gegründet - so doch zumindest übernommen. Unsere Nachbarinnen und Liga-Konkurrentinnen von Hertha 03 Zehlendorf nämlich. Was die Stadioninfrastruktur betrifft: Ein Umzug aufs Olympiagelände findet vorerst nicht statt. Aber immerhin einzelne Spiele und Trainingseinheiten der Frauenteams können dort ausgetragen werden, bis eine ganzheitliche Lösung für Trainings- und Spielmöglichkeiten gefunden wird, heißt es. Auf jeden Fall ist es ein großartiges Zeichen für Frauen im Sport. Ganz ehrlich - Viktoria hat mit einer Gesamtkapazität von 4.300 Zuschauer*innen natürlich noch genug Platz im Stadion Lichterfelde. Aber was, wenn es dir bei deinem nächsten Besuch so gut gefällt, dass du deine Kinder, Enkel, Nichten, Neffen, Freund*innen, Bekannte, entfernte Verwandte, Arbeitskolleg*innen und den Hund der Nachbarin der Tante mitbringen willst? Wir wollen schließlich auch hoch hinaus und dieses Jahr zumindest schon mal in die 2. Bundesliga aufsteigen. Was bedeutet das dann für ein Stadion wie unseres in Lichterfelde? Wir können nicht einfach mal eben um- oder anbauen. Unser Stadion ist von 1929 und denkmalgeschützt (die sanitären Anlagen wirken wirklich wie vor dem Krieg). Aber in der Welt des Fußballs gibt es wirklich wundersame Ideen. Beispiel: Mobile Stadien aus dem Baukasten. Quiz: Wie viele Glühbirnen braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln? Richtig, zwei. Die alte Birne und ein neues Leuchtmittel. Das dauert ungefähr eine Minute. Und wie lange braucht man für den Bau eines neuen Fußballstadions? Zwei bis drei Monate. Und dafür ist nicht mal eine kaputte Glühbirne oder ein altes Stadion nötig. Der Fußballverein Vancouver Whitecaps trat in der Saison 2011 erstmals in der nordamerikanischen Profiliga MLS an. Doch weil das Stadion damals renoviert wurde, mussten die Whitecaps in einer Ausweich-Arena spielen. 50 Mitarbeitende der Schweizer Eventbaufirma Nüssli haben seinerzeit das temporäre Empire Field Stadium hochgezogen. Mit VIP-Logen, Flutlicht und allem was dazu gehört. Kostenpunkt für das knapp 28.000 Zuschauer*innen fassende Stadion: umgerechnet 10,6 Millionen Euro. Bauzeit: nur drei Monate! Noch nie zuvor wurde in Nordamerika ein voll funktionsfähiges Stadion in so kurzer Zeit gebaut. Alles Dank Nüssli. Und dabei sagt man ausgerechnet den Eidgenossen eine gewisse Langsamkeit nach. Aber es geht sogar noch schneller. Als Lena Meyer-Landrut 2011 mit dem Eurovision Song Contest die Esprit-Arena blockierte, musste Fortuna Düsseldorf für die letzten Heimspiele der Saison umziehen. In ein Stadion aus dem Baukasten. Eine ungewöhnliche Stahlrohrkonstruktion mit Containern wurde zum Übergangsstadion im angrenzenden Arena-Sportpark. 170 LKW-Ladungen Material wurden rangekarrt. Schließlich musste man temporär alles neu bauen: von den Tribünen und Umkleidekabinen, über die Presseräume bis hin zur Bratwurschtbude. Bauzeit: weniger als zwei Monate für über 20.000 Plätze. Nie zuvor wurde in Deutschland ein Fußballstadion dieser Größe so schnell aufgebaut - und nach gerade mal vier Spielen nach 60 Tagen wieder abgebaut. Die Düsseldorfer Vier-Spiele-Arena für schlappe drei Millionen Euro. Nüsslis wiederverwertbare "NT-Tribünensysteme" haben als Provisorium eigentlich eine voraussichtliche Nutzungsdauer von fünf Jahren, könnten Vereinen aber auch längerfristig als Heimspielstätte dienen. Bereits 2007 entstand so das Stadion des SV Wehen Wiesbaden. Der Bau einer neuen Arena war damals mit dem Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga notwendig geworden. Die 13.000 Zuschauer fassende BRITA-Arena wurde von der Firma Nüssli in 112 Tagen erbaut und kostete rund 16,0 Millionen Euro. Und damit ist so ein Bau immer noch wesentlich günstiger als ein herkömmliches Beton-Stadion. Bevor wir aber der Frage auf den Grund gehen, ob sowas - temporär oder nicht - auch in Berlin ginge, reisen wir noch kurz nach Katar. Stadion 974 Die bunte Arena wurde für die Fußball-WM 2022 extra neu gebaut und sieht aus wie ein Lego-Technik-Bausatz meines sechsjährigen Neffen. Mit dem Unterschied, dass jedes sichtbare Kabel des Stadion 974 auch eine Art PR-Botschaft ist. So nach dem Motto: “Schaut her, dieses Stadion ist komplett zerlegbar und steht nur für sieben Spiele in zwei Wochen!” Das letzte Spiel in dieser mobilen Container-Arena fand am 5.12.2022 bei der Partie Brasilien gegen Südkorea statt. 974 recycelte Schiffscontainer sind die Hauptbestandteile des “Stadium 974”, das am Hafen der Hauptstadt Doha steht. Sogar der Fifa-Präsident bekam hier nur einen Container als Ehrenloge. (Credit: picture alliance / Kyodo) Das Stadion 974 wurde oft als das erste mobile Stadion der Welt gerühmt. Katar nannte es gar sein „Leuchtfeuer der Nachhaltigkeit“. Eine reine PR-Aktion? Offenbar wurden CO2-Werte kleingerechnet. Und dann war da ja noch was. Das Stadion sollte kurz nach der WM wieder verschwinden. Eigentlich. Theoretisch kann es für jedes andere große Sportereignis derselben Größe oder als mehrere kleinere Einrichtungen wiederverwendet werden. Berichten zufolge sollte die Container-Arena nach Uruguay transportiert werden, als Unterstützung bei der Bewerbung um die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2030. Die Süddeutsche Zeitung fragte im Dezember vergangenen Jahres mal nach. Laut WM-Organisationskomitee werde der Zeitplan zum Abbau und zur Wiederverwendung des Stadions "gerade finalisiert", hieß es da. Die FIFA verwies auf den "Vermächtnis-Plan". In diesem steht, dass das Stadion komplett abgebaut werden soll, um die Promenade von Doha zu einer “Premium-Loaction für neue Zwecke” zu machen. Was auch immer das bedeutet… Denn was soll ein Drei-Millionen-Einwohner-Land wie Katar heute mit acht modernen Arenen, die zwar jahrelang unter menschenunwürdigen Bedingungen gebaut wurden, aber nach der WM keinen Zweck mehr haben? Verwaiste Stadien sind nach sportlichen Großereignissen ein bekanntes Phänomen, für das es sogar einen eigenen Ausdruck gibt: "Weiße Elefanten". Übriggebliebene WM-Stadien gab es ja auch nach den Turnieren in Südafrika (2010), Brasilien (2014) und Russland (2018). In Deutschland (2006) verkalkulierte sich der 1.FC Kaiserslautern mit dem Stadionausbau. Schön, aber denkmalgeschützt: unser Stadion in Lichterfelde; Gesamtkapazität: 4.300 Zuschauer*innen. (Credit: Sportamt Steglitz-Zehlendorf) Was ist mit Berlin? Mietbare, temporäre Tribünen oder gleich ganze Stadien - individuell konfigurierbar, ob linear oder mit Kurve - sind also eine tolle Sache, weil sie theoretisch flexibel demontierbar, kosteneffizient und damit nachhaltig sind. Wenn man denn will. Baufirmen mobiler Stadion-Lösungen werben damit, sogar auf schwierigem Untergrund für komfortable und sichere Publikumsplätze sorgen zu können. Zum Beispiel an schneebedeckten Berghängen, im Wasser (!) oder an denkmalgeschützten Orten. Ist das die Zukunft des Sportstättenbaus? Wäre sowas auch in Berlin denkbar? Schließlich haben wir zu wenig Sportplätze. Und wenn irgendwann der Viktoria-Traum von der Bundesliga in Erfüllung geht sowie unser Ziel, immer mehr Menschen vom Sport mit Frauen zu begeistern, brauchen wir irgendwann vielleicht ein entsprechendes Stadion. Bis jetzt konnte allerdings weder jemand auf Bezirks- noch auf Landesebene unsere Fragen zur Machbarkeit solcher Projekte in Berlin etwas sagen. Aber wir bleiben dran. Frauen und Sport in Berlin: To be continued.

  • Erfolgreicher Ligaabschluss gegen Bischofswerda

    Die Meisterschaft schon in der Vorwoche klargemacht, ging es gegen den Bischofswerdaer FV lediglich um einen guten Saisonabschluss. Das letzte Spiel der Regionalliga Nordost 2022/23, präsentiert von StepStone, fand unter blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen im Volksparkstadion Mariendorf statt - und 985 Zuschauer*innen sorgten für Stimmung dabei. Trainer Alejandro Prieto schonte einige Stammkräfte und rotierte stark durch. Statt Inga Buchholz stand Julia Haake zwischen den Pfosten und kam zu ihrem dritten Einsatz. Auch Vanessa Lux, Marlies Sänger und Stephanie Gerken nahmen auf der Bank Platz. Stattdessen übernahm Margareta Lorenz die Kapitänsbinde und bildete mit Corinna Statz, Kim Urbanek und Katja Friedl die Abwehr. Bischofswerda mit starkem Start Dass das Team in der Formation nicht häufig auf dem Platz steht, zeigte sich schon in den ersten Minuten der Partie. Nach einer Ecke des Bischofswerdaer FV steuerte der Ball durch das Gewimmel vor dem Tor auf eben jenes zu. Friedl musste auf der Linie retten (3.). Auch der nächste Angriff kam von den Gästinnen: Anna Salzmann wurde über die linke Seite geschickt - der Ball geriet jedoch zu lang (4.). Bei diesem kurzen Schock blieb es für die Viktoria aber erst einmal, die Himmelblauen hatten das Spiel von da an im Griff und schickten eine Offensive nach der anderen. Viel ging mit Statz und Louise Trapp über links, allen voran machte aber Aylin Yaren Alarm. Die Torschützenkönigin der Liga (jetzt 44 Treffer) sorgte für Chancen im Minutentakt: Eine Bogenlampe landete auf dem Tornetz Bischofswerdas (9.), ein Schuss von Halblinks ging knapp übers Tor (13.), ein weiterer nach einem Block der starken Torhüterin Laura Werner rechts vorbei (14.), der nächste nahm den gleichen Weg ohne Werners zutun (15.). Yaren eröffnet mit 1:0 Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Yaren treffen sollte - nach zwanzig Minuten war es so weit. Wieder ging es über Links, fast an der Grundlinie ließ sie ihre Gegenspielerin geschickt aussteigen und traf ins entfernte rechte Eck zum 1:0 für die Viktoria (21.). Nur kurz danach stellte Trapp fast auf 2:0, ihren Schuss blockte die Bischofswerdaer Torhüterin Werner ab (22.) Und so ging es weiter: Zahlreiche Schüsse wie der von Maja Wasiak in der 25. Minute fanden ihren Weg aufs Tor - aber selten hinein. Torhüterin Werner blockte stark, Viktoria spielte den Ball teilweise zu weit. Zur Halbstundenmarke gab es einen Aufreger der anderen Art im Strafraum des Bischofswerdaer FV: Eine der Gästinnen hatte den Ball klar mit der Hand gespielt. Schiedsrichter Maximilian Bauer ließ jedoch weiterlaufen (34.). Viele Chancen liegengelassen, trotzdem vier Treffer gegen Bischofswerda Kein Problem für die Viktoria, die wenig später auch ohne Strafstoß das 2:0 erzielte. Auch hier fand der Ball über die linke Seite nach vorne zu Wasiak, die zentral vor dem Tor abzog (37.). Nach einem Vorstoß der Gästinnen mit Anna Salzmann und Sarah Kasper über die rechte Seite, den die Himmelblauen klärten, traf Lea Hahn den Pfosten (43.), kurz danach hielt Torhüterin Werner stark gegen sie (44.). Die zweite Halbzeit begann ähnlich wie die erste: Bischofswerda kam das erste Mal vors Tor - kein Probleme für Haake, die den Ball mit dem Fuß stoppte (47.) - danach gehörte das Spiel wieder Viktoria. Die größte Chance des Spiels, die zu keinem Tor führte, hatte Hahn in der 52. Spielminute. Ein weiter Ball aus dem Rückraum erreichte sie völlig allein gelassen im Sechzehnmeterraum der Gästinnen. Hahn hatte Zeit und Platz - setzte die Kugel jedoch nur an den rechten Pfosten. Meisterehrung in Mariendorf Die Chancenverwertung hätte besser sein können, auch Wasiak verpasste noch einmal fünf Meter vor dem Tor (56.), doch es fanden immer noch genug Schüsse ihren Weg ins Tor. Das 3:0 erzielte Friedl (59.), bevor Yaren - die ja schon eröffnet hatte - zum 4:0 Endstand traf. Ein gebührendes Ergebnis also für das letzte Ligaspiel, dem die Meisterehrung folgte. Hermann Winkler, Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) sowie Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußballverbandes (BFV) und Spielleiterin Anja Kirchner ehrten die Meisterinnen und überreichten den Spielerinnen den wohlverdienten Pokal. Das letzte Spiel der Regionalliga Nordost 2022/23 bedeutet allerdings nicht das letzte Spiel der Saison. Die Meisterschaft bedeutet, dass es für die Himmelblauen in zwei Relegationsspielen um den Aufstieg in die 2. Bundesliga geht. Am Sonntag, den 11. Juni, geht es zum Hinspiel gegen den Hamburger SV. Das Rückspiel findet am Sonntag, den 18. Juni, in der Heimspielstätte im Stadion Lichterfelde statt.

  • Meisterschaft in der Regionalliga Nordost

    Vergangene Woche musste die Viktoria noch auf die Patzer anderer Teams hoffen, an diesem Sonntag hatte sie es in der eigenen Hand. Bei drei Punkten gegen die U21 Carl-Zeiss Jenas wären die Himmelblauen Meisterinnen der Regionalliga Nordost - egal, was auf den anderen Plätzen passiert. Und sie wurden dem Auftrag gerecht. Sommer in Jena verlangt Trinkpausen Unter einem strahlenden Himmel bei sommerlichen Temperaturen, die Trinkpausen verlangten, ließ die Viktoria nichts anbrennen. Über 90 Minuten waren sie das dominierende Team, und zeigten das von Beginn an. Schon in den ersten zwei Minuten wurde zweimal Abseits gepfiffen, so zügig wollten die Himmelblauen nach vorn. Dabei machten sie Druck vor allem übers Tempo. Doch Carl-Zeiss Jena ging bissig in die Zweikämpfe, erzwang auch viele und wollte das Spiel offenbar darüber führen. Insgesamt war das Spiel aber eine klare Angelegenheit mit deutlicher Spielkontrolle bei Viktoria. Schon in der vierten Minute stand Aylin Yaren allein vor dem Jenaer Tor, erwischte den Ball beim Abschluss jedoch nicht richtig. Keine Probleme also für Rosemarie Fehr im Tor Jenas. Viktoria dominiert, macht aber die Tore nicht Doch obwohl Viktoria weiter dominierte, besonders im Mittelfeld kurz vor dem Angriffsdrittel dominierte - es ging noch zu selten ganz klar vors Tor. Corinna Statz arbeitete gut über die Außenbahn und kam bis an die Grundlinie (11.), Yarens zentraler Schuss nach einer Ecke wurde geblockt (13.), Jenas Anna-Sophie Berk grätschte Selina Groschs Pass gut ab (16.). Viktoria machte und tat, kam aber schwer durch die letzte Kette - Jena stand tief und blockierte gut. Über die Mittellinie kamen die Gegnerinnen selten, und wenn, dann war Viktorias Defensive zur Stelle. So zum Beispiel Marlies Sänger gegen Melisa Collaku, die auf halbrechts durchgehen wollte (21.). Yaren eröffnet gegen Jena Nach einer guten halben Stunde war es dann so weit: Yaren traf zum 1:0 für Viktoria (28.). Nach einer Ecke lupfte sie den Ball über Torhüterin Berk ins Netz. Der Knoten schien gelöst, nur zehn Minuten später traf Maja Wasiak zum 2:0, ebenfalls recht zentral vor Jenas Torhüterin (35.). Doch der Bann war nicht ganz gebrochen. Mit 2:0 ging es in die Pause - und so blieb es auch recht lang. Die zweite Halbzeit verlief ähnlich wie die erste, außer, dass Himmelblau die Schlagzahl noch eimal erhöhte. Besonders die eingewechselte Nina Ehegötz machte Druck und wollte ihren Treffer erzwingen. Viktoria schnürte Jena regelrecht am Sechzehner ein, Ehegötz zog mehrmals zum kraftvollen Schuss an. Allein: Der Ball ging nicht ins Netz (47., 52., 57., 82.). Torhüterin Buchholz muss gegen Jena eingreifen Auch Jena kam unverhofft zu Chancen, zum Beispiel durch einen missglückten Pass Sängers (53.). Doch Torhüterin Inga Buchholz war zur Stelle. Auch zehn Minuten später musste die Torhüterin eingreifen, nachdem Laure Frießleben Collaku bedient hatte (63.). Keine der Jenaer Chancen strahlte jedoch ernsthaft Gefahr aus. Stattdessen machte Viktoria Ernst: Sänger erzielte nach einem hohen und weiten Freistoß, getreten von Louise Trapp, das 3:0 (78.) - womit die Partie endgültig durch war. Meisterschaft ist klar Letzten Endes hätte es gegen Jena deutlich mehr Tore geben müssen - doch die Meisterschaft ist mit drei Toren und also drei Punkten klar. Der FC Viktoria ist Regionalligameister Nordost! Am 11. Juni geht es zum Relegationshinspiel nach Hamburg, am 18. Juni fällt die Entscheidung um den Aufstieg in Liga zwei in Lichterfelde. In das letzte Saisonspiel gegen den Bischofswerdaer SV am Sonntag, den 28. Mai, geht es jetzt jedenfalls deutlich entspannter. Wichtiger Hinweis: Das Spiel findet NICHT im Stadion Lichterfelde, sondern im Volksparkstadion Mariendorf statt!

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